Thomaskapelle
Weihe-Inschrift der Thomaskapelle  
  
Dem Fränkischen Tag vom 1. Februar 2002 war zu entnehmen, dass die Weihe-Inschrift aus der Thomaskapelle (Bilder) der Alten Hofhaltung nach mehr als 30-jähriger Abwesenheit von München nach Bamberg zurückkehren wird: Die fragmentarischen Zeilen berichten von der Weihe der Thomaskapelle zu Ostern des Jahres 1020, wohl durch Papst Benedikt VIII.
Weiheinschrift aus dem Jahr 1020
Heinrich Mayer gibt in seinem Werk "Bamberger Residenzen" folgenden [ergänzten] Wortlaut der Weiheinschrift an:  
[ANNO DOMINICE INCARNATIONIS
MILLESIMO XX INDICTIONE III
XVIII KAL MAII DEDICATA EST
HEC CAPELLA  A  VENERABI]L[I PAPA]
[BEN]EDICTO ROMAE ECC]L[ESI]E EP[ISCOP]O
IN HO[NO]R[E] D[NI NRI IHV] XRI ET [VIC]
TORIOSISSIME SCE CRVCIS ET
S . MARIE VI[G] SCI THOME APLI [ET S]
CLEMTIS  . M . ET S . MARIE MAGDAL [COTI]
NENT AVT HIC RELIQUIE DE LIGN [O DNI]
THOME AP . STEPHANI PTOM [GEORII?]
LAVRENTII  M  CLEMTIS M . LANPTI [ELEV]
THERII  M  SILVESTRI  CF  VODALRICI [EPI]
AFRE  V  CECILIE  V  ANATHOLIE V.
Der Fränkische Tag zitiert folgende Übersetzung:
"Im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1020, während der 3. Indiktion, am 18. Tag vor den Kalenden des Mai, wurde diese Kapelle vom verehrungswürdigen Papst Benedikt, dem Bischof der römischen Kirche, geweiht zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus und des siegreichen heiligen Kreuzes und der heiligen Jungfrau Maria, des heiligen Apostels Thomas, des heiligen Märtyrers Clemens und der heiligen Maria Magdalena. Hier aber werden aufbewahrt Reliquien vom Kreuz des Herrn, des Apostels Thomas, des Protomärtyrers Stephanus, des Georg, des Märtyrers Laurentius, des Märtyrers Clemens, des Lantpertus, des Märtyrers Eleutherius, des Bekenners Silvester, des Bischofs Ulrich, der Jungfrau Afra, der Jungfrau Cäcilia und der Jungfrau Anatolia."
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Angeregt durch diesen Artikel "Die Weihe-Inschrift kehrt zurück" im Fränkischen Tag vom 1. Februar 2002 versucht sich die Klasse 9 a des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums Bamberg (KHG) an der Rekonstruktion des lateinischen Textes der ältesten lateinischen Inschrift in Bamberg - aus dem Jahre 1020 n. Chr.
Abweichend von  heutigen Textausgaben finden wir eine fortlaufende Schreibweise in Großbuchstaben (Majuskeln), die nicht durch Abstände das Wortende kennzeichnen.
Auffällig ist auch die Einbettung des Buchstaben I in Konsonanten (NI) oder das Aneinanderlehnen zweier Buchstaben wie bei AV.
Als Abkürzungen für "Jungfrau" vermuten wir den Buchstaben V (virgo), für "heilig" vermuten wir den Buchstaben S (sanctus) - das erinnert uns auch an die Schreibweise des Chronogramms am "Haus zum Lindwurm", Hinterer Bach 8.
Einige Mitschüler entwickeln geradezu Röntgenaugen und entdecken in der Druckerschwärze weitere  Buchstaben, die uns bei der Probe aufs Exempel der im FT abgedruckten deutschen Übersetzung näherbringen.
Um unsere Ergebnisse zu überprüfen und als Belohnung für unsre Bemühungen beschließen wir, uns um eine Führung in der Alten Hofhaltung zu bemühen, wenn die angekündigte Rekonstruktion in der Thomaskapelle angebracht worden ist und das Original im Diözesanmuseum ausgestellt wird.
Quellen:  
BEHR-GROH, J.: Die Weihe-Inschrift kehrt zurück. Fast 1000-jähriges Original kommt ins Museum - Rekonstruktion für die Thomaskapelle. Bamberg: Fränkischer Tag, 01.02.2002; S. 9.
  
MAYER, H.: Bamberger Residenzen. Eine Kunstgeschichte der Alten Hofhaltung, des Schlosses Geyerswörth, der Neuen Hofhaltung der der Neuen Residenz zu Bamberg. München: Kösel, 1951.
MEYER, O.: Zur Tagung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung [1954]. In: Fränkische Blätter für Geschichtsforschung und Heimatpflege. Wissenschaftliche Beilage zur Heimatzeitung "Fränkischer Tag". Bamberg; Nr. 11/12 [10.06.1954], S. 41.