Schramm
Epitaph für Johann Sebastian Schramm (1728-1790),
Chordirektor der Oberen Pfarre
Obere Pfarre: Epitaph für Johann Sebastian Schramm
Die Außenwände der Oberen Pfarre   zieren zahlreiche Epitaphien. Sie sind Relikte eines seit dem 14. Jahrhunderts bezeugten Friedhofs. Als Fürstbischof Christoph von Buseck 1801 anordnete, die innerstädtischen Friedhöfe zu reinigen und zu pflastern, übertrug man die Grabsteine bedeutender Verstorbener an die Außenmauern der Kirche. Gleichzeitig begann man 1802 mit der Anlage eines außerstädtischen Friedhofes am Oberen Stephansberg. [1]
An der Südseite der Kirche fällt ein dekoratives Epitaph ohne Inschrift ins Auge. Es erinnert an den langjährigen Chordirektor der Oberen Pfarre, Johann Sebastian Schramm (1728-1790), dessen Gedächtnis bei der Auflösung des Friedhofes noch sehr frisch war. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb das Epitaph in die Mauer eingefügt und nicht wie andere Steinplatten als Wegbelag missbraucht wurde.

Die Inschriftentafel, eine schwarze Marmorplatte, kann man nicht mehr besichtigen, da nur noch die steinerne Umrahmung an der Außenwand der Oberen Pfarre erhalten ist. Die Recherchen nach  dem Verbleib dieser Tafel blieben ergebnislos; der jetzige Aufenthaltstort ist noch unbekannt. Es ist zu vermuten, dass sie abgenommen wurde, weil sie schon zu stark von Abgasen und anderen schädlichen Umwelteinflüssen beeinträchtigt war, als dass man sie noch hätte retten können. Nur so  kann sich Herr Schmidt (Denkmalpflege Bamberg) den ungeklärten Verbleib des Tafel erklären. Denn auch nach etlichen Anrufen bei den zuständigen Behörden und anderen Bezugspersonen konnten keine näheren Informationen eingeholt werden. Ebenso fanden sich auch  diesbezüglich keine näheren Daten in den Archiven. Da aber alle zur Restaurierung gegebenen Stücke katalogisiert werden, scheint es durchaus vorstellbar zu sein, dass uns auch dieses historische Denkmal, wie schon viele andere zuvor, verloren ging.
Beschreibung des Epitaphs
Das Schramm-Epitaph ist aus Sandstein gefertigt und besitzt eine Höhe von 1,08 m. Es wurde noch im Todesjahr Schramms von Georg Joseph Mutschele hergestellt und trägt unten  einen Totenkopf, oben eine Urne als bildliche Verzierung. Die derzeitig entfernte Tafel aus grauem Marmor enthielt folgende in Kapitalis eingehauene Inschrift:
Obere Pfarre: Epitaph für Johann Sebastian Schramm (Beschriftung ergänzt)



Text der Inschrift:
HIC
REQUIESCIT
D SEBASTIANUS SCHRAM
PER ANNOS AD B. V.
CHORI DIRECTOR.
DE PUBLICO BENE MERENS
CUM
COLLECTIONEM RERUM NATURAL
ET ANTIQUARUM
AD USUS PUBLICOS LEGARIT
VIXIT ANNOS LXII
DECESSIT DIE XIV OCTOB
MDCCXC

Voll ausgeschrieben lautet die Inschrift mit Übersetzung:
HIC  
REQUIESCIT
DOMINUS SEBASTIANUS SCHRAM
PER ANNOS AD BEATAM VIRGINEM
CHORI DIRECTOR.
DE PUBLICO BENE MERENS
CUM
COLLECTIONEM RERUM NATURALIUM
ET ANTIQUARUM
AD USUS PUBLICOS LEGARIT
VIXIT ANNOS LXII
DECESSIT DIE XIV OCTOBRIS
MDCCXC
Hier
ruht
Herr [Johann] Sebastian Schram,
Jahre lang zur Seligen Jungfrau [2]
Chordirektor.
Er ist um die Allgemeinheit wohlverdient,
da
er eine Sammlung von Naturalien
und Altertümern
zum öffentlichen Nutzen angelegt hat.
Er lebte 62 Jahre
und starb am 14. Oktober
1790.

Lebenslauf von Johann Sebastian Schramm
Sebastian Schramm   war wie schon sein Vater ein gebürtiger Bamberger. Dieser "malte Wapen und andere dergleichen Gegenstände" [3], was wohl auch in seinem Sohn das Interesse an historischen Denkmälern erweckte. Als sein Vater 1748 starb, "hinterließ er mehrere Kinder, unter welchen der Theolog und Kanonist, Dominik Schramm, Benediktiner zu Banz, durch seine Druckschriften den höchsten Ruhm erlangte." [3]
Doch auch Sebastian Schramm   erlangte großes Ansehen, als er, ein "Kandidat der Philosophie 1748", [4] das Amt seines verstorbenen Vaters übernahm und Chordirektor in der Oberen Pfarre wurde.
Doch obwohl ihm die Ausübung dieses Amtes bereits viel Zeit und Arbeit abverlangte, beschäftigte er sich in seinen "Nebenstunden" [3], will sagen in seiner verbliebenen Freizeit, mit der Sammlung besonders von vaterländlichen Altertümern, wie zum Beispiel "Urnen, Büsten, Holzgemälden" [4] etc., welche er in seinem Haus aufbewahrte, ebenso wie "1500 Desseins" [4], etlicher Kalender und Paternoster, welche man in Gräbern gefunden hatte. Des weiteren fertigte er eigenständig Kopien von Aufschriften an den Gebäuden Bambergs und den Altären des Landes an. Gleichzeitig beschrieb er genauestens die dort erkennbaren "Merkmale des Alters", "wodurch er die Zeitrechnung unserer Weihebischöfe berichtigte und vervollständigte." [4]  
Bamberg: Portalwappen an der Alten Aula, Zeichnung von Joh. Seb. Schramm (+1790)
Ein schönes Beispiel für die von Johann Sebastian Schramm gezeichneten Inschriften und Wappen bildet die Alte Aula des Alten Gymnasiums.

Der Tradition seines Vaters folgend sammelte Sebastian Schramm alle Wappen des bambergerischen Adels, der Bischöfe und Domherren sowie die Inschriften aller Glocken im Bistum, ausgenommen derer  "des Gymnasiums und der Clarissen" [4]. Nebst einem Verzeichnis aller Äbte des Hochstifts bemühte er sich auch sehr darum, seine Münzsammlung zu erweitern. Dies versuchte er zu erreichen, indem er "ein Rescript vom Fürstb. Adam Friedrich v. Seinsheim an alle Pfarren erb[at] [...], nach welchem die alten Opfermünzen gegen Vergütung des Werkes an ihn geschickt werden sollten." [4] Über diese Arbeit verfasste Sebastian Schramm ein umfangreiches Buch, welches jedoch im Laufe der Zeit verloren ging (vgl. [4]), weshalb auch kein Titel bekannt ist.
Sein Interesse galt jedoch nicht nur den Inschriften, sondern auch den Naturalien. So besaß er viele Mineralien, in- und ausländische Hölzer, Kräuter, Vogelnester samt den dazugehörigen Eiern, und sogar ein "ziemlich starkes Krokodil" [4]. Insekten sammelte Schramm ebenso wie "verschiedene Skelette, z.B. [...] von einem in der Nacht neben seiner Wohnung auf dem Kirchhofe ausgegrabenen Kinde" [4].
Obwohl von einer schweren Krankheit geschwächt, die ihm später das Leben kosten sollte, beschäftige er sich noch mit dem Preparieren und Katalogisieren neuer Pflanzen, damit diese der Nachwelt besser erhalten bleibe.
Als Sebastian Schramm am 14. Dezember 1790 verstarb, beschloss man, ihm aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste für die Gesellschaft ein Denkmal zu setzen. Dies geschah an seinem Begräbnisort, "nächst seinem Wohnhaus auf dem Kirchhofe" [4] in Form eines Epitaphs aus schwarzem Marmor.
Obwohl er seine Sammlung dem Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (1779-1795) vermachte, ging sie größtenteils verloren bzw. ist "zerstreut worden" [4], so dass sich mittlerweile einige Leute um eine Rekonstruktion bemühen, um die Einzelteile wieder zusammenzutragen.
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Weitere Abbildung aus der Auri fodina: Alte Fleischhalle (heute: Am Kranen 1)

Anmerkungen:
[1]  
Vgl.hierzu:
BREUER, T. u. GUTBIER, R.: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Stadt Bamberg, Bürgerliche Bergstadt 1. Bamberg: Bayer. Verlagsanstalt, 1997; S. 276-277.
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[2]  
Gemeint ist "an der Kirche zur Seligen Jungfrau", d. h. an der Oberen Pfarre, auch "Zu unserer lieben Frau" genannt.
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[3]  
JÄCK, J. H.: Leben und Werke der Künstler Bambergs, Erlangen 1821.
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[4]  
JÄCK, J. H.: Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, Nro. 145, 6.11.1814.
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Theresa Scharf, Simone Fink (11 b) 2/2003