Michael von Deinlein
Erzbischof Michael von Deinlein (1858-1875)  
Vorbemerkung:
Die meisten Epitaphien für die Bamberger Fürstbischöfe des 16. bis 18. Jahrhunderts wurden bei der Stilbereinigung des Domes 1835 in die St. Michaelskirche verlagert [1], wo sie bis heute geblieben sind.
Am 1. April 1818 wurde Bamberg von Pius VII. zum Erzbistum erhoben. Kurz zuvor hatte er dem König von Bayern und seinen katholischen Nachfolgern das Sonderrecht verliehen, Erzbischöfe und Bischöfe der bayerischen Diözesen zu nominieren. [2] Auf die Ernennung durch den König folgte dann jeweils die praeconisatio, die päpstliche Bestätigung des erwählten Bischofs.
Im Eingangsbereich des nördlichen Seitenschiffes [des Bamberg Domes] befindet sich das Epitaph von Erzbischof Michael von Deinlein. Es handelt sich um eine 1877 von Chr. Lenz in Nürnberg geschaffene Bronzetafel. Über der Inschrift befindet sich eine Darstellung des erzbischöflichen Wappens.
HONORAT HOC EPITAPHIUM  
REVEREND(ISSIMUM) AC EXCELL(ENTISSIMUM) DOM(INUM) DOMINUM
MICHAEL DE DEINLEIN
ARCHIEPISC(OPUM) BAMBERGENSEM IV.
CON(ILIARIUM) REGNI BAVAR(IAE) ORD(INUM) COR(ONAE) BAV(ARICAE)
ET ST. MICHAEL INSIGN(IBUS)  DECORAT(UM)
QUI XXVI. OCT(OBRIS) MDCCC IN HETZLES
PAROCH(IA) NEUNKIRCHEN A(M)/B(RAND) NATUS
XIX. IAN(UARIS) MDCCCLVI EPISC(OPUS) AUGUST(ANUS)
PRAECONISATUS
XXVII. SEPT(EMBRIS) MDCCCLVIII IN SEDEM
ARCHIEP(ISCOPALEM) BAMBERGEN(SEM) [3] TRANSLATUS
VIR DOCTRINA
BENIGNITATE AC LIBERALITATE
IN PAUPERES EXCELLENS
SACERDOS IUBIL(ATUS)
ANNO DOM(INI) MDCCCLXXV QUARTO JAN(UARIS)
DENATUS EST.
CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE.
Dieses Grabmal würdigt den hochwürdigsten und hocherhabenen Herrn, Herrn Michael von Deinlein, den vierten Erzbischof von Bamberg, Reichsrat des Königreiches Bayern, ausgezeichnet mit den Insignien der Orden der Bayrischen Krone und des Heiligen Michael, der, geboren am 26. Oktober 1800 in Hetzles, Pfarrei Neunkirchen am Brand, am 19. Januar 1856 als Bischof von Augsburg präkonisiert, am 27. September 1858 auf den Erzbischofssitz von Bamberg transferiert, ein Mann, herausragend an Gelehrsamkeit, Güte und Freigebigkeit gegenüber den Armen, als Jubelpriester am 4. Januar 1875 verstorben ist. Seine Seele ruhe in Frieden.  
1800 in dem fränkischen Dorf Hetzles geboren, absolvierte Michael Deinlein sein Studium in Bamberg. Nach der Priesterweihe 1824 vollzog sich ein unspektakulärer, aber kontinuierlicher Aufstieg in die Bamberger Diözesanleitung. [4] Zunächst Regens und Professor der Moraltheologie am Bamberger Lyzeum, wurde er 1841 Domkapitular und 1844 Generalvikar. Am 20. November 1853 empfing er die Weihe zum Bischof von Adramyttum und Weihbischof von Bamberg. Zweieinhalb Jahre später wurde Deinlein zum Oberhirten des Bistums Augsburg berufen. Als solcher erhielt er 1856 "der gebräuchlichen Übung entsprechend" [5] den persönlichen Adel durch Verleihung des auf dem Epitaph erwähnten Zivilverdienstordens der Bayrischen Krone. Seine Erhebung zum Erzbischof von Bamberg 1858 löste "bei Klerus und Volk große Freude aus." [6] "Schwere Sorgen" [7] bereitete dem Oberhirten das I. Vatikanische Konzil. Der "Mann des Friedens" [8] tat sich schwer, seine Oppositionshaltung gegen die Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit zu artikulieren. Nach der Annahme des neuen Dogmas - Deinlein hatte an der Abstimmung nicht teilgenommen - sah er sich mit dem Zwiespalt der Verpflichtung gegenüber dem Papst einerseits und der bayerischen Regierung andererseits sowie mit der Mißbilligung durch ultramontane Kreise des eigenen Klerus konfrontiert. Vom Konzil abgesehen, weist Michael von Deinleins Amtszeit als Erzbischof kaum herausragende Ereignisse auf. Er verstarb 1875, wenige Wochen nach seinem goldenen Priesterjubiläum.  
"Auffallend schlicht" [9] zeigt sich das Epitaph des vierten Bamberger Erzbischofs. Die relativ ausführliche Grabinschrift legt Wert auf genaue zeitliche Angaben zu wichtigen Lebensstationen des Verstorbenen. Das enge, durch das Konkordat von 1817 bedingte Verhältnis von Staat und Kirche kommt u. a. in der Nennung der verliehenen staatlichen Orden zum Ausdruck. Ebenso jedoch wird den menschlichen Vorzügen des Erzbischofs Rechnung getragen.
Die häufigen Abbreviationen erfolgen klar und einheitlich durch einfache Punkte, welche ich [Florian Walz] bei der Wiedergabe der Inschrift durch Klammern ersetzt habe.

Anmerkungen:  
[1]
ZEISSNER, W. u. URBAN, J.: Der Dom zu Bamberg. Kathedrale und Mutterkirche. 5. Teil der Reihe "Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart". Strasbourg: Edition du Signe, 1997; S. 41.
[2]
vgl. KIST, J.: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg, 1962 (3. Aufl.); S. 135.
vgl. auch: RITZLER, R. u. SEFRIN, P.: Hierarchia catholica medii et recentioris aevi (Band 7), Patavii(Passau), 1968; S. 104: "13. nov. 1817 per bullam apost. hodierno regi Bavariae eiusque successoribus cath. ind. nominandi ad metrop. Bambergen. conceditur."
[3]
andere Möglichkeit: ... IN SEDEM ARCHIEPISCOPI BAMBERGENSIS
[4]
vgl. SEIT, S.: Erzbischof Michael von Deinlein. In: Die Bamberger Erzbischöfe, hrsg. von Josef Urban. Bamberg, 1997; S. 152.  
[5]
SEIT, S.: Erzbischof Michael von Deinlein. In: Die Bamberger Erzbischöfe, hrsg. von Josef Urban. Bamberg, 1997; S. 147.
[6]
vgl. KIST, J.: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg, 1962 (3. Aufl.); S. 139.
[7]
vgl. KIST, J.: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg, 1962 (3. Aufl.); S. 140.
[8]
vgl. KIST, J.: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Bamberg, 1962 (3. Aufl.); S. 140.
[9]
ZEISSNER, W. u. URBAN, J.: Der Dom zu Bamberg. Kathedrale und Mutterkirche. 5. Teil der Reihe "Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart". Strasbourg: Edition du Signe, 1997; S. 41.
Anm. d. Red.:  
Dr. Josef Urban, Leiter des Erzbischöflichen Archivs Bamberg, hat zum 200. Geburtstag von Erzbischof Michael Deinlein eine ausführliche Biographie veröffentlicht:
URBAN, J.: Michael Deinlein (1800-1875). Biographie in Bildern und Texten zum 200. Geburtstag des vierten Bamberger Erzbischofs. Band 5 der Publikationen des Diözesanarchivs Bamberg. Bamberg, 2000. 252 S., zahlr. Abb.; Preis: 19,90 Euro. ISSN 3-00-006952-6






Quelle:
WALZ, F.: Ausgewählte lateinische Inschriften im Bamberger Dom. (Unveröffentlichte Facharbeit im Fach Latein). Bamberg: Kaiser-Heinrich-Gymnasium, 1998; S. 17-20.