Altes Gymnasium
Die Anfänge des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums Bamberg
Klasse 7 b des KHG auf den Spuren des "Alten Pennals"
Die Alte Aula, ehemals Turnsaal des Alten Gymnasiums
Dieses Gebäude beherbergte bis zum Umzug in die Altenburger Straße 16 im Jahre 1973 die Turnhalle des Kaiser-Heinrich-Gymnasiums (früher: Altes Gymnasium). Heute befindet sich in dem 1613 errichteten Gebäude die Teilbibliothek 2/3 der Universität Bamberg.
Das Konzil von Trient, das Tridentinum, hatte beschlossen, dass die katholischen Geistlichen eine bessere Ausbildung erwerben sollten. Die mangelnde Bildung der Geistlichen (von der Bevölkerung insgesamt war da noch nicht die Rede) war einer der gravierendsten Kritikpunkte der Reformatoren dieser Zeit an der römisch-katholischen Kirche.
Bischof Ernst von Mengersdorf gründete demzufolge 1586 ein Gymnasium, das Collegium Ernestinum, das zunächst in den Räumen des alten Karmelitenklosters untergebracht war, an dessen Stelle heute der Pfarrhof von St. Martin steht.
Im Jahre 1613 kann die Schule umziehen in einen Neubau, in die sogenannte Aula des Jesuitengymnasiums. Diese zeugt davon , daß Bischof Johann Gottfried von Aschhausen im Jahre 1611 das Gymnasium dem Jesuitenorden übertragen hat.
Später - viel später - war diese Aula die Turnhalle des Alten Gymnasiums (heute Kaiser-Heinrich-Gymnasium), und die KHG-ler waren berühmt dafür, dass sie beim Basketballspiel die besten Haken schlagen konnten: mitten in ihrer Turnhalle stand eine deckentragende Säule - was für ein Training!
Heute dient die Aula wieder den Wissenschaften: Es ist die Teilbibliothek 2/3 der Universität Bamberg.
Diese "Aula" wird noch heute geschmückt von einem reich verzierten Renaissanceportal, bei dem der Bildhauer Nikolaus Lenkhart Wappen und Schrifttafel schuf.
Alte Aula Bamberg, Portal
Über der in Großbuchstaben (Kapitalis-Inschrift)   in Sandstein eingehauenen Schrifttafel werden zwei Wappen von Engeln flankiert: rechts Thüngen/Hochstift Bamberg, links:Aschhausen/Hochstift Bamberg; darüber befindet sich eine Strahlenscheibe mit der Inschrift IHS, das ist das Emblem des Jesuitenordens; und zugleich die griechische Abkürzung des Namens Jesu. [1]
Alte Aula: Wappen und Inschrift von 1613
Wie lautet die Inschrift?
Alte Aula, Portalwappen
D.O.M.S.  
IOANN: GODEFRIDVS EPISC: BAMBERGEN:
S. R. IMP. PRINCEPS
AERE  QVOD  EIVS OLIM  DECESSOR P. M. NYTHARTVS
PIETATE  MORIENS DESTINARAT
PIETATI BONISQ. LITTERIS.
GYMNASIVM SOCIETATI. IESV. P.
A. DO. MDCXIII.
Was sagt uns die Inschrift?
Wie wir schon gelernt hatten, sind bei Inschriften die Abkürzungen das große Problem für den Laien.
Wir brauchten also Hilfe in der ersten Zeile bei D.O.M.S., dann in der 3., 7. und 8. Zeile.

Vervollständigt liest sich die Inschrift so:
Deo optimo maximo sacrum.
Ioannes Godefridus, episcopus Bambergensis,
Sacri Romani Imperii princeps,
aere, quod eius olim decessor piae memoriae Nythartus
Pietate moriens destinarat,
pietati bonisque litteris
gymnasium Societati Iesu posuit
anno domini MDCXIII.
Auch auf der Wortschatzebene mussten einige Bedeutungen geklärt werden:
episcopus - Bischof
aes, aeris n. - das Geld
decessor - der Vorgänger
destinare - bestimmen
litterae bonae - die schönen Wissenschaften

Die Eigennamen benennen in heutiger Schreibweise den Bischof Johann Gottfried von Aschhausen (1609-1622) und den Bischof Neithart von Thüngen (1591 - 1598).

Übersetzungsversuch:
Dem besten und größten Gott geweiht!
Johann Gottfried, Bischof von Bamberg,
Fürst des heiligen römischen Reiches,
überträgt mit dem Geld, das sein Vorgänger Neithart seligen Gedenkens einst
in Frömmigkeit sterbend bestimmt hat,
für die  Frömmigkeit und die schönen Wissenschaften
das Gymnasium dem Jesuitenorden
im Jahre des Herrn 1613.
Quellen:
BREUER, T. u. GUTBIER, R.: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Stadt Bamberg, Innere Inselstadt. 2 Halbbände. Bamberg: Bayer. Verlagsanstalt, 1990; S. 394-401 (bes. 398).
BAUER, L.: Bamberg. Lindauers lateinische Quellen; lokalhistorische Texte. München: Lindauer, 1984; S. 47-49.

Anmerkung:  
[1]
Die Jesuiten blieben leiteten das Kolleg (heute: Kaiser-Heinrich-Gymnasium) von 1610  bis zur Auflösung ihres Ordens im Jahr 1773. Latein war damals wieder zur lebendigen Sprache geworden, da an den Jesuitenkollegs Latein als Konversationssprache gepflegt wurde.
- Das Jesuitenemblem IHS ist die Abkürzung des griechisch geschriebenen Namens Jesu, wobei die Jesuiten das griechische Sigma in der lateinischen Form (S) schrieben:
Entstehung des Jesuitenemblems